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In Ostdeutschland weiterhin deutlich mehr nichteheliche Kinder als im Westen

SPD und CDU für Änderungen beim Steuerrecht - Zahl der Scheidungen 2015 gesunken

Ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Wiedervereinigung kommen in Ostdeutschland weiterhin deutlich mehr Kinder unehelich zur Welt als im Westteil. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Auswertung des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, das Daten des Statistischen Bundesamts auf regionaler Ebene genauer auswertete. Die Zahl der Ehescheidungen sank indes im vergangenen Jahr landesweit leicht.

Dem IW-Bericht zufolge kamen in Ostdeutschland 2014 mit durchschnittlich 58 Prozent etwa doppelt so viele Kinder nichtehelich zur Welt wie im Westen, wo die Quote 29 Prozent betrug. Das Gefälle wurzelt den Forschern zufolge in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen vor der Wende. Die Ehe hatte als kirchliche Institution im Westen einen höheren Stellenwert. Diese Differenz besteht in beiden Landesteilen bis heute vielfach fort.

Laut IW stieg der Anteil nichtehelicher Geburten seit den 90er Jahren in Deutschland und Europa deutlich. So erhöhte er sich in der Bundesrepublik insgesamt von 15 Prozent Anfang der 90er Jahre auf 35 Prozent, in der EU von knapp 20 auf 40 Prozent.

Dabei machte sich der Trend in West- sowie Ostdeutschland in gleichem Maß bemerkbar, in beiden Landesteilen stieg die Quote um jeweils etwa 20 Prozentpunkte. Da der Osten aber auf sehr viel höherem Niveau startete, blieb eine Angleichung bislang aus.

Der Anteil unehelicher Kinder in Deutschland war dabei nach IW-Angaben im Vergleich zu anderen europäischen Staaten eher niedrig. In Frankreich nahm die Quote seit den 90er Jahren von 35 auf fast 56 Prozent zu, in Großbritannien erhöhte sie sich von knapp 32 auf 48 Prozent. In Spanien vervierfachte sie sich beinahe von knapp 11 auf 39 Prozent.

Familienpolitiker von CDU und SPD forderten in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Freitag angesichts der zunehmenden Zahl unehelicher Kinder Änderungen im Steuerrecht. "Wir als SPD wollen Familien mit Kindern steuerlich besser fördern - egal, ob die Eltern verheiratet sind oder nicht", sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD).

Markus Weinberg (CDU), familienpolitischer Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, äußerte sich ähnlich. "Nicht die Beziehungsform der Eltern allein darf für staatliche Entlastung entscheidend sein, sondern die Frage, ob Kinder im Haus leben." Seine Partei wolle das Ehegattensplitting aber nicht abschaffen. Verheiratete bräuchten "Bestandsschutz".

Derweil urteilte das Finanzgericht Münster, dass in sogenannter wilder Ehe lebende Paare kein Anspruch auf Ehegattensplitting haben. Dieser Steuervorteil gilt nur für Ehegatten und eingetragene Lebenspartnerschaften, wie das Gericht in einem am Freitag veröffentlichten Urteil entschied. (Az. 10 K 2790/14) Damit scheiterte die Klage eines nicht verheirateten Paars, das mit drei gemeinsamen Kindern in einem Haushalt lebt.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden teilte am Freitag ferner mit, dass die Zahl der Ehescheidungen in Deutschland im vergangenen Jahr leicht sank. Im Jahr 2015 wurden demnach 163.335 Ehen geschieden und damit 1,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Von der Scheidung ihrer Eltern betroffen waren etwa 132.000 minderjährige Kinder.